Kleine Geschichte des Tourismus
Der Tourismus hat sich weltweit zu einem wichtigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Phaenomen entwickelt.Man schaetzt,dass international ungefaehr 250 Millionen Touristen jaehrlich weit ueber 100 Milliarden DM ausgeben.Seit vielen Jahren schon gibt es eine riesige Tourismusindustrie.Nicht nur Reiseunternehmen profitieren von den Touristenmassen,auch andere Wirtschaftsbereiche wie z.B. Bekleidungs-,Sportartikel-und Autoindustrie leben direkt oder indirekt vom Massentourismus.
Wie aber kam es zum Phaenomen des Massentourismus?Der Tourismus-–verstanden als Reise zu Erholungs-und Vergnuegungszwecken—ist eine historisch relativ junge Erscheinungsform des Reisens.Das Wort Tourist taucht um 1800 erstmals im Englischen auf.Es waren vor allem die Englaender,die,angeregt durch ihre Dichter,als erste Touristen in grosser Zahl die Alpen bereisten.Im Deutschen wird das Wort Tourist nach 1830 unmittelbar aus dem Englischen uebernommen.Ende des 19. Jahrhunderts setzten sich die Woerter Tourist und Touristik,zunaechst ausschliesslich auf Hochgebirge und Bergsteigen bezogen,im Deutsch endgueltig durch.Der Tourist war also zunaechst einmal jemand,der die Alpen bereiste.Erst spaeter uebertrugen sich die Begriffe allgemein auf alle Reisen nichtgeschaeftlicer Art.Als das Transportwesen in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Eisenbahn revolutioniert wurde,hatte dies auch Folgen fuer den Alpentourismus.Schon 1841 fanden die ersten von Englaendern organisierten Reisen fuer Touristengruppen statt.Mit diesen Gruppenreisen kamen immer mehr Reisende in die Alpen,und der Alpentourismus entwickelte sich zur Massenbewegung.
Die niedrigen Kosten für Bahnfahrten eroeffneten gegen Ende des 19 Jahrhunderts auch der sozialen Mittelschicht Europas die Moeglichkeit zum Reisen.Ausserdem nahm Anfang des 20.Jahrhunderts ueberall die sportliche Betaetigung zu.Dabei erhielt wiederum der Wintersport eine besondere Bedeutung fuer den Tourismus.Zunaechst standen Eislaufen und Rodeln im Vordergrund,doch wurden sie durch den Skisport schnell ueberflügelt.Er entwickelte sich zu einem wahren Volkssport.Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr der Wintersport in allen Bevoelkerungskreisen eine bisher unbekannte Popularitaet.Und da diese Sportart von den meisten Sportlern nur ausserhalb ihres Wohnortes betrieben werden kann,kam es zu einer dauernden Veraenderung all jener Orte,die von den Skilaeufern aufgesucht wurden.Kleine Alpendoerfer wurden zu beachtlichen Wintersportorten.Laengst ist fuer viele dieser Orte der Winter zur wirtschaftlich interessantesten Jahreszeit geworden.
Diese Entwicklung ist heute an einem Wendepunkt angekommen.Denn inzwischen sind auch die negativen Folgen des Alpentourismus unuebersehbar:Ferienzentren mit Hotels,Apartmenthaeusern und Skipisten haben die urspruengliche Naturlandschaft der Alpen nachhaltig veraendert.Als Folge der touristischen Erschliessung ergeben sich aber nicht nur bauliche Veraenderungen.So wurden beispielsweise immer mehr Waelder abgeholzt,um immer mehr Skipisten anlegen zu koennen.Dies fuehrte zu den bekannten Folgen wie einer erhoehten Lawinengefahr und mehr Ueberschwemmungen.Der Massentourismus hat ausserdem eine steigende Luft-und Umweltverschmutzung mit sich gebracht.Dies koennte schon bald dazu führen,dass die Touristen,die auf der Suche nach unberuehrter Natur in die Alpen kommen,durch die Umweltprobleme wieder von dort vertrieben werden.