Von Traum und Traumdeutung(Gigmund Freud,1856-1939)
Jeder in Bildung begriffene Traum erhebt mit Hilfe des Unbewussten einen Anspruch an das Ich auf Befriedigung eines Triebes,wenn er vom Es auf Loesung eines Konfliktes,Aufhebung eines Zweifels,Herstellung eines Vorsatzes,wenn er von einem Rest der bewussten Taetigkeit im Wachleben ausgeht.Das schlafende Ich ist aber auf den Wunsch,den Schlaf festzuhalten,eingestellt,empfindet diesen Anspruch als eine Stoerung und sucht diese Stoerung zu beseitigen.Dies gelingt dem Ich durch einen Akt scheinbarer Nachgiebigkeit,indem es dem Anspruch eine unter diesen Umstaenden harmlose Wunscherfuellung entgegensetzt und ihm so aufhebt.Diese Ersetzung des Anspruches durch Wunscherfuellung bleibt eine wesentliche Leistung der Traumarbeit.Vielleicht ist es nicht ueberfluessig,dies an zwei einfachen Beispielen zu erlaeutern,einem Hungertraum und einem Bequemlichkeitstraum:
Beim Traeumer meldet sich im Schlaf ein Beduerfnis nach Nahrung,er traeumt von einer herrlichen Malzeit und schlaeft weiter.Er hatte natuerlich die Wahl auzuwachen,um zu essen,oder den Schlaf fortzusetzen.Er hat sich fuer letzteres entschieden und den Hunger durch den Traum befriedigt,wenigstens fuer eine Weile.Haelt der Hunger an,so wird er doch erwachen muessen.
Der andere Fall:der Schlaefer soll erwachen,um zu bestimmter Zeit in der Klinik zu sein.Er schlaeft aber weiter und traeumt,dass er sich schon in der Klinik befindet.als Patient allerdings,der sein Bett nicht zu verlassen braucht.Natuerlich liegen nicht alle Faelle so einfach;besonders in den Traeumen,die von unerledigten Tagesresten ausgeben und sich im Schlafzustand nur eine unbewusste Verstaerkung geholt haben,ist es oft nicht leicht die unbewusste Triebkraft aufzudecken und deren Wunscherfuellung nachzuweisen,aber man darf annehmen,dass sie immer vorhanden ist?
Man traegt allen Erfahrungen Rechnung,wenn man sagt,der Traum sei jedesmal ein Versuch,die Schlafstoerung druch Wunscherfuellung zu beseitigen,er sei also der Hueter des Schlafes.
Worterklaerung:
Das Ich,Es und Ueber-Ich Begriffe der Psychoanalyse nach Freud furr die kritische Vernunft,das Triebhafte und die hoehere moralische Instanz(das Gewissen) eines Menschen
Aufgaben:
1.Erklaeren Sie(in hoechstens 2 Saetzen) die folgenden Ausdruecke im Zusammenhang des Textes.
a. in Bildung begriffen
b. Wunscherfuellung
c. unerledigte Tagesreste
2.Antworten Sie mit eigenen Worten in hoechstens 3 Saetzen.
a.Wie entstehen nach Freud die Traeume?
b.Erlaeutern Sie das Beispiel vom Hungertraum
c. Welche Einschraenkung macht Freud bei seiner Erklaerung der Traeume?
3.Welchen Einfluss haben nach Ihrer Meinung die Trme bei der Bewaeltigung von Konflikten?Nehmen Sie Stellung.